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Internationale Konferenzen zu Methoden für den Entwurf integrierter Schaltungen

Die 1991 und 2005 ins Leben gerufenen Veranstaltungen laden zum wissenschaftlichen Austausch zu anwendungsnahen Entwicklungen an wechselnden, vorwiegend europäischen Orten ein. In diesem Jahr werden sie gemeinsam vom IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH (IMMS GmbH), der Technischen Universität Ilmenau, der RWTH Aachen und der Informationstechnischen Gesellschaft (ITG) des VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. organisiert. Aus Sicherheitsgründen finden die ursprünglich in Erfurt geplanten Konferenzen in virtueller Form statt.

Konferenzen sollen Nachwuchs über die Themen hinaus auch für Deutschland begeistern

„Nachwuchskräfte liefern traditionell viele Themen für beide Konferenzen und machen regelmäßig etwa die Hälfte des Publikums aus. Das Feedback aus der Community ist für sie ein enormer Ansporn und zeigt ihnen neue Richtungen für ihre Arbeit auf“, erklärt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ralf Sommer, General Chair der SMACD 2021, wissenschaftlicher Geschäftsführer des IMMS sowie Fachgebietsleiter für Elektronische Schaltungen und Systeme an der TU Ilmenau. „Gleichzeitig möchten wir natürlich die Gelegenheit nutzen, Deutschland als künftigen Arbeits- und Lebensmittelpunkt in den Fokus zu rücken“, so Sommer weiter. Er persönlich blicke da natürlich auf Erfurt als Mikroelektronikstandort, die Thüringer Hochschul- und Forschungslandschaft und Institute wie das IMMS, in denen die Fachkräfte von morgen studienbegleitend in die Praxis eingebunden und für einen Berufsstart in der Industrie und der anwendungsnahen Forschung befähigt werden. Hier wie in ganz Deutschland gelte es, Mikroelektronik-Kompetenzen zu stärken und auszubauen, um mit sicheren und verlässlichen Chip-Entwicklungen, ausreichenden Fertigungskapazitäten und vor allem aber mit gut ausgebildeten Fachkräften international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Breites Themenspektrum und agile Formate für neue Ideen in der Mikroelektronik

211 Autorinnen und Autoren aus 21 Ländern hatten 72 Beiträge für die SMACD-Konferenz eingereicht, für die PRIME-Konferenz kamen 69 Themenvorschläge von 237 Personen aus 19 Ländern, jeweils vorwiegend aus Europa. Etwa zwei Drittel konnten jeweils die Gremien überzeugen und sorgen für ein vielfältiges Themenspektrum in den vier Tagen. Es geht vor allem darum, wie man durch neue Methoden für Synthese, Modellierung, Analyse und Simulation den Entwurf für immer komplexere Mikroelektronik-Chips effizienter und sicherer machen kann. Schwerpunkte sind unter anderem Machine Learning, drahtlos kommunizierende Systeme, biomedizinische Schaltkreise und die Energieversorgung integrierter Schaltungen, beispielsweise durch Energy Harvesting. In den Keynote-Beiträgen spricht Jörg Doblaski, CTO der X-FAB, über Herausforderungen und Chancen künftiger Anwendungen in den Automobil-, Medizin- und Industriebranchen. Marco Seeland von der TU Ilmenau gibt einen Überblick zum maschinellen Lernen für den Entwurf und die Charakterisierung von mikroelektronischen Systemen. Darüber hinaus stehen acht Tutorials auf dem Programm, die sich unter anderem mit elektronischer Design-Automation, Quanten-Computing, gedruckter Elektronik und neuronalen Netzen für eingebettete Systeme beschäftigen. Angeboten werden sie unter anderem vom Fraunhofer IIS/EAS Dresden, dem Forschungszentrum Jülich, der RWTH Aachen, der University of Glasgow, von Cadence Design Systems Deutschland, von der Technischen Hochschule Brandenburg, vom OFFIS e.V. Oldenburg und der Hochschule Reutlingen.  Zudem organisieren IMMS, die TU Ilmenau, Cadence, die Universität Oldenburg und das OFFIS – Institut für Informatik ein BarCamp für elektronische Design-Automation. Dort bestimmen aktive „Teilgeberinnen und Teilgeber“ Themen, Agenda und Formate und tragen so zu einem regen Austausch in einer unkonventionellen „Unkonferenz“ bei, die einige Schnittmengen zu agilen F&E-Formaten in der Industrie aufweist und nicht selten zu neuen Ideen und gemeinsamen Projekten führt.

Bogen von der Wissenschaft zur Praxis zentral

„Die wissenschaftliche Förderung und Betreuung in Hochschulen, die Rückmeldung der Gutachter in Konferenzen wie unseren und die damit verbundenen IEEE-Veröffentlichungen sind natürlich eine wichtige Säule in der Nachwuchsförderung“, so Universitätsprofessor Dr.-Ing. Stefan Heinen, General Chair der PRIME 2021 und Inhaber des Lehrstuhls für Integrierte Analogschaltungen und des Instituts für Halbleitertechnik an der RWTH Aachen. Darüber hinaus sei es essenziell, Nachwuchskräfte frühzeitig an Herausforderungen aus der Praxis heranzuführen und konkrete Perspektiven in der Elektronikbranche aufzuzeigen. „Dafür bieten wir an der RWTH Aachen eine umfassende theoretisch fundierte und anwendungsorientierte Ausbildung an. Unsere Studierenden konzipieren und realisieren innovative Schaltkreise aus den Bereichen HF-Systeme und der Integrierten Leistungselektronik.“ Für die SMACD und PRIME heiße das, dass die Sponsoren Cadence, X-FAB, Europractice, Infineon und NXP nicht einfach nur Geld geben, damit die Konferenzen stattfinden können. „Hier geht es vor allem um Inhalte und den Austausch zu konkreten Themen, die in den Vorträgen laufen und direkt durch die Industrie gespiegelt werden.“

Erfurt – digital und analog

Um die Halbleiterindustrie, die Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik, die momentan in Erfurt ausgebaut wird, geht es auch in der Videobotschaft, mit der sich Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein zum Auftakt der beiden Konferenzen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wendet. Viele Tausend Menschen haben seit den 70er Jahren in Erfurt in der Mikroelektronik gearbeitet und viele sind es noch heute. „Meine Hoffnung ist, dass die Mikroelektronik in Erfurt noch weiter wächst und auch noch mehr junge Menschen hier in der Stadt und in diesem beruflichen Feld ihre Zukunft finden“, so Bausewein. Dazu verweist er auch auf die Lebensqualität in Erfurt. Die Live-Übertragung der Stadtführung gibt am Rande der digitalen Konferenz Einblicke in die mittelalterliche Altstadt, die als größtes Flächendenkmal Deutschlands gilt. Bausewein ist optimistisch, dass viele nach der Konferenz und ganz analog den Weg nach Erfurt finden werden – und bleiben wollen.