Anspruch und Wirklichkeit, wir wissen es, stimmen nicht immer überein. Das zeigt sich gegenwärtig besonders deutlich auf dem Energiemarkt. Was dort passiert oder eben auch nicht passiert, wird genutzt, um Hysterie und Angst zu schüren. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, sachlich und zielorientiert über die Zukunft des Energiemarktes zu diskutieren. Und am Schluss Nägel mit Köpfen zu machen. Wie weit wir davon, trotz forcierter Energiewende, noch entfernt sind, zeigte eine zweitägige Tagung im Friedrichrodaer H+ Hotel. Eingeladen dazu hatte dankenswerter Weise ELMUG aus Ilmenau. Dahinter verbirgt sich der gleichnamige Industriecluster, zu dem sich Entwickler, Hersteller, Anbieter, Dienstleister sowie Forschungseinrichtungen der Elektronischen Mess- und Gerätetechnik in Thüringen zusammengefunden haben, um ein dynamisches Netzwerk zu entwickeln. Dementsprechend diskutierten vornehmlich Fachleute der Mess- Steuer- und Regelungstechnik aus ganz Deutschland das brisante Thema.
„Globalen Wohlstand und Wachstum mit Klimaschutz, CO2-Neutralität, Chancengerechtigkeit und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen, ist eine gewaltige Herausforderung. Die Energie- und Mobilitätswende, die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen sowie die Optimierung von Ressourcenkreisläufen sind Ansätze, um die Herausforderungen zu meistern“, sagt Ines Fuchs, ELMUG-Geschäftsstellenleiterin und Mitorganisatorin von elmug4future.
Inwieweit Sonne, Wind und Wasserstoff die viel beschworene Energiewende vorantreiben können, stand am ersten Tag im Focus. Und schnell wurde klar: Viel zu viele Hindernisse bremsen diesen Prozess. Dieter Ortmann, Geschäftsführer von maxx-solar & energie GmbH in Waltershausen, einem der größten Player auf diesem Gebiet im Thüringer Bogen, hielt einen Vortrag über Sonnenkraft. Dass er diesen mit „Weniger reden, mehr machen!“ überschrieben hat, zeigt bereits die Stoßrichtung. Ortmann beklagte, dass lediglich fünf Prozent aller Photovoltaik-Zellen aus Europa kommen. Eine Abhängigkeit, die allem Bestreben schnell ein Ende bereiten kann. Mit Sorgen blickt der Geschäftsführer auf den fehlenden Nachwuchs in der Branche. Zu wenig Interessenten, um die Aufgaben für die Zukunft zu erfüllen. Dabei sei, so Dieter Ortmann, die Photovoltaik-Technik durchaus in der Lage, eine funktionierende Energiewende zu gestalten. Dem entgegen stünden außerdem bürokratische Hürden, die das verhindern. Ergo das Fazit: Schnell geht momentan gar nicht. Deshalb bleibt nur der Aufruf an alle, Energie zu sparen. Dabei kann Mess- Steuer und Regelungstechnik helfen. So verweisen Fachleute darauf, dass in Holland längst E-Autos als Speichermedium genutzt werden. Dank intelligenter Systeme kann die in der Batterie gespeicherte Energie zurück ins Eigenheim oder gar ins Stromnetz eingespeichert werden. Erste Ergebnisse zeigen: Das kann helfen, den Strompreis stabil zu halten.
Das Einführungsreferat hielt der Physiker Professor Dietrich Pelte. Sein Tenor: Saubere Energie wird auch in Zukunft Bedeutung haben, allerdings nicht im Überfluss vorhanden sein. Denn auch die Gewinnung erneuerbare Energien hat auf die Erde und damit auf das Klima Einfluss. Als Beispiel führte er die Windkraft an, die dem Wind Energie entzieht und damit Einfluss nimmt auf die weitere Bewegung der Luftmassen. Ungeteilten Beifall bekam er für seine Ausführungen nicht.
Am zweiten Tag widmeten sich die Tagungsteilnehmer intensiver technischer Themen, so wurde dem Thema Wasserstoff und Sensorik eine ganze Session gewidmet; ebenso im Fokus stand die Erfassung riesiger Datenmengen im Energiebereich.
„Eine spannende Tagung“, fand Professor Thomas Ortlepp. Der Friedrichrodaer ist Geschäftsführer des Forschungsinstituts für Microsensorik in Erfurt. Und er nimmt gern solche Angebote wie von ELMUG an. „Meist bringe ich von ihnen Ideen mit, die für unser Unternehmen von Bedeutung sind. Oftmals ist das dann die Lösung von einem Problem, das uns schon lange beschäftigt.“ Und schließlich sei es immer gut, wenn Menschen, die ein gleiches Ziel vor Augen haben, miteinander ins Gespräch kämen.
Text: ELMUG-Tagung zum Thema Energie | © Klaus-Dieter Simmen
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